RÜCKFALLVORBEUGUNG

Persönliche Risikosituationen erkennen

Die Alkoholentwöhnung ist ein langwieriger Prozess, bei dem das Risiko, einen Rückfall zum Alkoholkonsum zu erleiden, sehr hoch ist. Während die körperlichen Entzugserscheinungen innerhalb weniger Wochen von selbst nachlassen, muss der Alkoholkranke die psychische Abhängigkeit aktiv überwinden, indem er sich bewusst mit seinem ehemaligen Trinkverhalten auseinandersetzt.

Das Wichtigste nach der Alkoholentwöhnung ist das Ziel, eine zufriedene Abstinenz zu führen. Ohne dieses wird das Ziel, nie wieder zum Alkohol zu greifen,  kaum erreichbar sein.

Zunächst  aber sollte man nicht in der Zukunft leben, sondern es muss die Gegenwart bewältigt werden. Man lebt am besten von einem Tag auf den anderen und belohnt sich selbst dafür, es wieder einmal einen Tag geschafft zu haben. Auch Lob der von den mit dem Betroffenen unmittelbar konfrontierten Personen ausgeht, ist sehr abstinenzfördernd. Auch die Selbsthilfegruppe kann da massiv zu beitragen.

Die Situationen, in denen die Versuchung, zur Flasche zu greifen besonders groß sind, sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Während der eine trinkt, um negative Gefühle zu verdrängen, ist der andere dem sozialen Druck nicht gewachsen und lässt sich auf gesellschaftlichen Veranstaltungen zum erneuten Alkoholkonsum verleiten.

Auch positive Ereignisse können einem Alkoholkranken zum Verhängnis werden. Da gibt es z.B. den Fall, wo ein Betroffener von seinem Arzt erfährt, dass seine Blut- und seine Leberwerte sich um ein Vielfaches gebessert hätten. Er nahm es zum Anlass sich mit einem Glas Alkohol zu belohnen. Und schon war er wieder drin in dem Alkoholkreislauf Sucht.

Damit ein Rückfall gar nicht erst auftritt, empfiehlt die Suchtkrankenhilfe Blaues Kreuz, sich mit seinen persönlichen Verhaltensmustern auseinanderzusetzen und Strategien für Risikosituationen zu entwickeln.

Stresssituationen begünstigen einen Rückfall zum Alkoholismus

Es empfiehlt sich in jeder Hinsicht, einen Arzt in der Entwöhnungsphase begleitend hinzuzuziehen. Dieser wird dem Patienten für die Entzugserscheinungen und dem Suchtdruck Medikamente verschreiben. Zudem sollte auf alle Fälle eine Selbsthilfegruppe aufgesucht werden.

Ein Streit in der Familie oder Ärger am Arbeitsplatz - vor Kräfte zehrenden Konfliktsituationen ist kein Mensch gefeit. Wenn die Emotionen überkochen, ist die Versuchung, den Ärger im Alkohol zu ertränken, besonders hoch. Doch machen Sie sich bewusst: Wenn Sie sich jetzt dem Rausch hingeben, wird kein  Problem gelöst.

Im Gegenteil: Ihre Alkoholentwöhnung ist ernsthafter in Gefahr und ein Rückfall zum Alkoholismus sehr wahrscheinlich. Deshalb rät der Verein "Rettungsring" in Konfliktsituationen der Nüchternheit höchste Priorität einzuräumen. Ziehen Sie sich wenn möglich aus der Situation zurück, konzentrieren Sie sich auf sich selbst und suchen Sie Kontakt zu anderen Betroffenen. Freunde aus  Ihrer Selbsthilfegruppe werden Sie dabei unterstützen, die Situation  zu meistern und einen Rückfall  zum Alkoholismus abzuwenden.

Jeder hat mal einen schlechten Tag. Auch hier ist die Wahrscheinlichkeit einen Rückfall zu erleiden besonders hoch. Deshalb sollten Sie während Ihrer Alkoholentwöhnung besonders gut auf sich achten. Ernähren Sie sich gesund, treiben Sie Sport und unternehmen Sie angenehme Dinge mit Freunden und Familie. Je besser Sie für sich sorgen, desto schneller werden Sie feststellen, welche Vorteile der Alkoholverzicht für Körper und Geist mit sich bringt.

Sollte Ihnen die Lebensfreude doch einmal abhanden kommen, empfiehlt der Verein "Rettungsring" sich zu beschäftigen. Um Langeweile und Niedergeschlagenheit keinen Raum  zu geben, machen Sie Ordnung, putzen Sie die Fenster und gestalten Sie z.B. Ihre Wohnung um.  So können Sie die momentane Spannung überwinden und sich sagen: Heute nicht.

Rückfälle sind nicht Ausdruck von Willensschwäche oder Gleichgültigkeit

Sie stellen ein Problem dar, das ernst zu nehmen ist, aber keine unabwendbare Katastrophe bedeutet. Entscheidend für einen dauerhaften guten Verlauf der Sucherkrankung ist es, Fähigkeiten für sich zu nutzen, die den Rückfall vermeiden bzw. einen Rückfall schnell wieder zu überwinden. Viele Menschen haben ihre Abhängigkeit auch nach Rückfällen dauerhaft besiegt.

1. Die Rückfallhäufigkeit beträgt ein halbes Jahr nach Beendigung der stationären Entwöhnungsbehandlung bei Alkoholabhängigen etwa 33%.

2. Ohne stationäre Therapie ist die Rückfallhäufigkeit wesentlich höher.

3. Mit Hilfe einer Selbsthilfegruppe ist der Rückfall nach einer Therapie erheblich seltener.

 

Verschiedene Situationen bergen ein erhöhtes Rückfallrisiko:

- Unangenehme Gefühle (Einsamkeit, mangelndes Selbstwertgefühl, Ängste,

  Über- und Unterforderung, Depressionen)

- Konflikte mit anderen Menschen (Partner, Freunde, Kollegen)

- Aufforderung zum Konsum von Alkohol

- Schlechte, aber auch gute Nachrichten verbal oder schriftlich können ein Verlangen

  nach Alkohol auslösen

- Saufdruck

- Der Versuch "kontrolliert" zu trinken

- Fehlende Achtsamkeit oder Selbstüberschätzung

- Körperliche Beschwerden (Schlaflosigkeit, Schmerzen)

 

 NEINSAGEN: In vielen Situationen ist es einfach nur wichtig NEIN zu sagen.

Bei Familienfeiern, Betriebsausflug, Weihnachtsfeier, Essen gehen, Treffen mit Freunden und Bekannten etc.: alles Gelegenheiten wo es zum Alkoholausschank kommen  kann. Die Ablehnung kann aus einem einfach "NEIN" bestehen: "Nein danke", oder "Nein danke, ich trinke  keinen Alkohol". Diese knappe Form ohne Erklärungen kann gut bei Fremden oder Personen, mit denen man selten Kontakt hat, angewandt werden. Ein "Nein" mit einem Hinweis auf die eigene Suchtproblematik kann in anderen Situationen angemessen sein. Es kann wie folgt formuliert werden: "Nein danke, ich bin suchtkrank und trinke nicht mehr, oder "Nein danke, ich trinke aus gesundheitlichen Gründen keinen Alkohol". Es gibt gute Gründe nahestehende Personen, Freunde, Verwandte und enge Arbeiskollegen über die Abhängigkeit zu  informieren. Es gibt aber auch das "Nein" mit einer Ausrede, das bei einmaligen oder seltenen Kontakten (bei Fremden im Urlaub, auf Veranstaltungen) angewendet werden kann. Bei flüchtigen Begegnungen ist es durchaus angebracht und keine Verleugnung der Suchtkrankheit.

Langjährige trockene Alkoholiker empfehlen aus eigener Erfahrung seine Suchtkrankheit nicht zu verleugnen, sondern ganz offen damit umzugehen. Es schützt einen selbst vor Widersprüchen und löst bei vielen anderen Menschen ein Respektverhalten aus. Dieses wiederum schützt den Alkoholiker vor einem Rückfall.

 

Tun Sie sich selbst etwas Gutes!!!! Sorgen Sie für Bewegung und treiben Sie Sport. Bewegung ist gut für unser gesamtes Leben. Haben Sie ausreichend Kontakte und Begegnungen mit Menschen, die Ihnen gut tun. Trennen Sie sich von Menschen, die Ihnen nicht gut tun. In der Selbsthilfegruppe werden Sie Menschen finden, die Sie auffangen und Ihnen Mut machen. Üben Sie Hobbys aus und unternehmen  Sie viel. Probieren Sie neues aus, trauen Sie sich etwas zu. Auch dabei wird die Selbsthilfe Ihnen eine gute Hilfe sein. Hier können Sie sich nicht blamieren, sondern hier können Sie sich austesten. Die Erfolge werden Ihnen bei der Selbstfindung helfen und Sie weiter anspornen. So können Sie leicht zu einer zufriedenen Abstinenz kommen. In Ihrer Selbsthilfegruppe (evtl. ist es sogar ein Verein) werden immer wieder ehrenamtliche Helfer gesucht. Dieses wird zu mehr Lebensqualität führen, weil Sie dadurch für sich selbst Stolz empfinden. Lassen Sie Gefühle zu, üben Sie immer wieder auch schlechte Gefühle auszuhalten. 

Egal ob durch die Hilfe anderer oder aus eigener Kraft, alles das gibt Ihnen Bestätigung die kleinen und großen Schritte zur zufriedenen Abstinenz zu gehen. Auch Ärzte, Seelsorger oder Therapeuten werden Sie dabei unterstützen. Wenn Sie eine schwierige Aufgabe gelöst haben, hören Sie nicht auf, sich selbst zu loben und erzählen Sie anderen davon. Nehmen Sie Ihr Leben  in die Hand und seien sie einfach nur zuversichtlich.

Wenn ich anfange, kann ich etwas in Gang bringen.

 

 

Sind Sie eher der Typ, der sich häufig überfordert, dann entwickeln Sie Aktivitäten zur Ausgeglichenheit und zur Erholung.

Sind Sie eher der Typ, dem es schwer fällt die Dinge anzugehen, dann machen Sie die ersten Schritte!